Tsunami - die Killerwelle

Kategorie: KatS & Co.

In der japanischen Sprache bedeutet das Wort Tsunami so viel wie Hafenwelle, auf Deutsch wird dieses Phänomen als Erdbebenwoge bezeichnet. Gemeint ist eine Abfolge langer und intensiver Wasserwellen, die eine massive Zerstörungskraft entfalten können, wenn sie auf Land treffen.

Tsunami

Um einen Tsunami auszulösen, bedarf es mehrerer Faktoren, nämlich eines Erdbebens mit einer Magnitude von 7 oder höher, das sich relativ dicht unter der Erdoberfläche unter Wasser ereignet (auch in Seen möglich), sowie einer vertikalen Verschiebunbg des Bodens (auch durch Rutschung möglich). Treffen diese drei Faktoren zusammen, wird die über dem Hypozentrum (seismische Quelle) stehende Wassersäule in Bewegung gesetzt.

Der Tsunami ist grundsätzlich das, was als Flachwasserwelle bezeichnet wird (auch im Ozean), da sich die gesamte Wassersäule bewegt, anders als bei windgetriebenen Tiefenwasserwellen, bei denen sich nur die obere Wasserschicht bewegt. Tsunamis werden auch zu denn Schwerewellen gezählt (Info: https://de.wikipedia.org/wiki/Korteweg-de-Vries-Gleichung). Die Grundparameter zur Beschreibung des Tsunasmis sind seine mechanische Energie (E) und die Wellenperiode (T), die bei Ozeanbeben bis zu 2 Stunden betragen kann. Die Wellenlänge eines Tsunami liegt im Ozean zwischen 100 und 500 km. Seine Geschwindigkeit hängt von der Wassertiefe ab, je tiefer das Wasser, desto schneller der Tsnuami (bis zu ca. 800 km/h in tiefen Gewässern).

Die Amplitude, also die Wellenhöhe, ist im offenen Meer gering und wird sogar nur selten bemerkt. Trifft der Tsunami jedoch auf flache Uferbereiche, so verlangsamt sich die Welle bei gleichbleibend transportierter Wassermenge, es kommt zur Aufstauung und die zerstörerische Flutwelle stellt sich auf, da Wellenlänge und Phasengeschwindigkeit abnehmen.

Flutwelle

Gefährlich für Menschen wird es, wenn zunächst ein Wellental auf die Küste trifft, dann nämlich zieht sich das Wasser zunächst zurück, die Uferlinie kann sich unter Umständen mehrere hundert Meter meerwärts verlagern. Ein solches Naturschauspiel lockt uninformierte Menschen an, die erst mit Fluchtbewegungen beginnen, wenn sie den Wellenberg erkennen. Dann jedoch kann es schon zu spät sein. Türmt sich der Wellenberg im flachen Uferbereich auf, setzt er seine gesamte mechanische Energie frei und drängt über die Küstenlinie weit ins Binnenland. Durch Hindernisse wie Flutmauern und dergleichen staut sich das Wasser noch mehr auf und richtet schwerste Zerstörungen an, wie in diesem Beispiel (Ostjapan am 11.3.2011):

  Flutwelle Tsunami

Video-Link: https://youtu.be/4XvFFfgXwnw

Dringt der Tsunami in ein urbanes Küstengebiet ein, wird die mechanische Energie durch zusätzliche Faktoren wie Treibgut, Strudel, Umlenkungen, Stauungen verstärkt und es kann passieren, dass ein gesamtes Stadtgebiet sich verhält, als bewege es sich in einem gigantischen Blender / Mixer. Ganze Häuserzeilen werden fortgerissen und in einem Malstrom zerschreddert. Wer sich in diesem Strom befindet, hat so gut wie keine Überlebenschance. Einen Eindruck von der Macht eines solchen Ereignisses gibt dieses Augenzeugenvideo vom 11.03.2001, das deutlich macht, wie unaufhaltsam eine solche Kraft ist:

urbane Zerstörung durch Flutwellen

Video-Link: https://youtu.be/ziJVf-n9BOc

Kann so etwas auch in Deutschland passieren?

Ja. Zwar sind in unseren Breiten Seebeben recht selten, aber Hangrutschungen können Tsunamiereignisse auslösen. Hangrutschungen können durch die Destabilisierung von Gashydraten (gefrorene Gase) eintreten. Dann lösen sich große Mengen Schutt, Geröll und Sedimente und bringen eine Vertikalverschiebung in Gang, die eine Wassersäule bewegt.

Dies geschah vermutlich vor ca. 8200 Jahren beim Storegga-Ereignis an der Westküste Norwegens, bei dem ca. 5600 km3 Schlamm und Geröll in den tieferen Atlantik abrutschten und eine Wellenhöhe von 10-12m an den Küsten Norwegens und der Shetlandinseln erzeugten. Die sogenannte Doggerbank in der Nordsee, der letzte Teil der ehemaligen Landverbindung zu England, ging dabei endgültig verloren.

Geht eine solche Rutschung von Material, das durch Gashydrate gehalten wird, in südlicher Richtung ab, würde dies an der deutschen Nordseeküste bis tief in das Binnenland schwerste Verwüstungen anrichten und viele Todesopfer fordern. Bei der Sturmflut von 1962 lag die Tide gute 2m über dem Tidenhochpunkt, das Fluthochwasser traf die Stadt Hamburg extrem hart. Was eine 10m-Tsunamiwelle anzurichten vermag, ist kaum auszudenken. Die modernen Deiche sind ca. 8m hoch und eine derart massive Tsunamiwelle würde sie binnen kürzester Zeit ausradieren, da sich die Welle auf dem Deichprofil weiter aufstellen würde.

Was also kann man tun?

  • Werden in den Medien Berichte von starken Seebeben veröffentlicht, ist es ratsam, die Meldungen genau im Auge zu behalten. Es muss kein nahes Beben sein, dass einen Tsunami auftürmt, denn die Wellen können ganze Ozeane durchqueren, ohne besonders viel von ihrer mechanischen Energie zu verlieren.
  • Es ist nicht wichtig, coole Youtube-Videos zu erstellen. Wichtig ist, zu überleben!
  • Werden in anderen Gebieten der Welt hohe Tsunamis gemeldet, ist es ratsam, höher gelegene Gebiete aufzusuchen (>20m).
  • Achtung! Wer sich an der Küste befindet und einen plötzlichen, starken Rückgang des Wassers bemerkt, sollte umgehend den Standort in das Binnenland in größere, stabile Höhen verlegen!
  • Nicht auf instabilen Punkten aufhalten (Sand usw.), hohe, stabile Betonbauwerke aufsuchen!
  • Anderen Menschen helfen, ohne dabei selbst in Lebensgefahr zu geraten!

 

 

 

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